Notizen aus München
Franz Erhard Walthers ‚Shifting Perspectives‘ im Haus der Kunst, Florentina Holzingers ‚Etude for an Emergency‘ & Rene Polleschs ‚Passing‘ in den Kammerspielen‚ Lisa Walker in der Villa Stuck, das Symposium ‚Public Art – City. Politics. Memory‘
Seit letzter Woche fügt sich die Stadt in alttestamentarischer Zeitlupe in die Ästhetik der Corona-Quarantäne. Erst waren die Desinfektionsmittel der Drogerien leer, dann das Klopapier, dann die Massenveranstaltungen, schließlich jede Ausstellungseröffnung, dann wurden die Museen und Theater per Gesetz bis 19. März gesperrt. Jetzt fahren die letzten ICEs halb leer und wir bleiben zu Hause. Na gut, nicht alle. Seit gestern werden Gruppen an der Isar von der Polizei getrennt.
„Es gibt nur zwei konsequente Haltungen gegenüber der Paranoia: Entweder man bereitet sich auf alles vorstellbare vor und folgt jedem Update, oder man bleibt ruhig zu Hause, bis es vorbei ist. Aber man kann sie nicht ignorieren“, meinte ich zu Silke Neumann. Sie war auch für ein paar Projekte aus Berlin nach München gekommen, für B’N’K’R’s ‚Architecture of Deception‘, eine Ausstellung von Sam Bardouil & Till Fellrath über räumliche und visuelle Täuschung, und Patti Hills erste große Retrospektive im Kunstverein (k.m.), ein sorgfältiges und doch Federleichtes Revisit ihres Pariser Archives von Maurin Dietrich. Ich genoss trotz Dauerregen und propagierter Ängstlichkeit die Ruhe vor dem Sturm, die Öffentlichkeit vor der Leere, und spazierte durch die Münchner Loggias, Galerien und Restaurants.
Ganz Deutschland ist jetzt in Quarantäne. Die AWC-Redaktion trifft sich täglich per Videokonferenz. Wir haben Seifen und Masken an Straßenverkäufer*innen verteilt. In München bot mir eine Frau mir die aktuelle Ausgabe der Straßenzeitung BISS an, ich unterbrach dafür das Erbsenrisotto bei Schumann's, wo das Mittagessen preislich ähnlich jeder anderen Kantine ist, aber die Atmosphäre viel schöner. Gregor Quack erzählte mir von den stratosphärischen Schulden von Student*innen in Yale, wo er gerade lehrt. Deshalb unterstützt er jetzt auch Bernie Sanders. „BISS ist super“, meine ich zu Gregor. „Schade, dass sie sich für uns noch nicht interessieren.“
Ich öffne die Straßenzeitung, lese das Gespräch mit Prof. Irene Götz von Lena Tempel zur Lebenssituation von Frauen, die von ihrer nicht ausreichenden Rente leben müssen. Das Thema ist nicht angenehm, doch Götz, zusammen mit einem Team aus empirischer Kulturwissenschaftler, sprach Frauen an, von denen man vermuten konnte, dass sie arm sind, bei Schuldnerberatungen, auf Flohmärkten, bei Alten- und Servicezentren. Klar wird hier, dass die Rente runtergewirtschaftet ist. Wo bleiben die Konzepte der Politik dafür? Die Corona-Krise könnte ein guter Anlass sein, über eine Art Bürgerrente nachzudenken, in die alle einzahlen. Und darüber, wie man solidarisch mit Freiberufler*innen Umgeht. Wie ein bedingungsloses Einkommen für alle nach dieser Krise aussehen könnte, und wie man eine internationale Art Workers Union gründen könnte. Es ist Zeit um eine K-40 Bar per Skype aufzumachen und gemeinsam zu diskutieren. K für Cyber, nicht Ketamin, und 40 für, ihr wisst schon.
„Ich wollte, dass der Raum eine Leichtigkeit bekommt, und dadurch verändert wird.“ (1)
„Sozial“? „Partizipatorisch“? Solche Beschreibungen braucht Franz Erhard Walther nicht. Obwohl der Körper und der Blick der Anderen seine Arbeiten vollenden, ist es der Handlungsraum um seine Arbeiten, der die Form bestimmt: „abstrakter“ und „offener“ als alles andere, was in der Kunst bisher bekannt ist. Das unendliche Reservoir eines Werkes, das nur als Gesamtes im Kopf vorkommen kann, wurde auf institutioneller Skala zum ersten Mal, von Jana Baumann kuratiert, in einer dichten Retrospektive im Haus der Kunst aufgemacht. Ausgerechnet in einem Moment, in dem das Haus eine neue Führung durch Andrea Lissoni bekommt, annonciert diese exhaustive Ausstellung einen Wechsel im Umgang mit der Schwere der Institutionsgeschichte. „Ich wollte, dass der Raum eine Leichtigkeit bekommt, und dadurch verändert wird“, sagte Walther zu einer zahlreichen Journalist*innengruppe während eines dreistündigen Rundgangs zur PK.
Er hat es geschafft, im Laufe seiner gesamten Praxis als Künstler und Dozent, nicht nur das Objekt im Raum und auch nicht den Raum selbst, sondern die Vorstellung des Prozesses im Kopf seiner Zeugen in den Vordergrund zu setzen. Seine Hände werden zum Sockel, die Farbe zum Volumen. Man erlebt im Ausstellungsraum die weichste Radikalisierung von Material. Stoffe und das Nähen selbst werden zum Mittel der Assimilation von Kunstgewerbe, und die Geschichte von Kapital und Wert in der Kunst wird neu verhandelt. Franz Erhard Walther, Künstlerkünstler, ist seit 2017 Träger des Goldenen Löwen der Venedig-Biennale und Wiederentdeckung eines breiteren Publikum.
Es gab eine Zeit, in der innerhalb des Kunstdiskurses Walther wegweisend war, und auch Teil des großen Ganzen. Genauso stieß er an die Grenzen des Systems und kurvte lange an dieser institutionellen und wirtschaftlichen Grenze entlang. Dies bewies sich an jenem Donnerstagabend, an dem das Haus voll war mit Menschen, die sich die Aktivierungen eines wegweisenden Werkbegriffes neugierig anschauten. Eine Frau bietet mir ihre Hand und reißt mich in die Gruppe hinein, die auf einer flachen, weißen Bühne steht und gerade in die Laschen eines von Walthers Werkstücken steigt. Ich bin zum Teil einer achtköpfigen Formation geworden, die, aneinandergefesselt, einen der sechzehn Füße vor den anderen zu setzen.
„A repeated discipline, a genuine training - to find and sustain new ways of seeing.“ (2)
Am 10. März fand in den Kammerspielen der letzte Theaterabend vor einer Programmpause bis zum 19. April statt. Eine ausverkaufte Vorstellung Florentina Holzinger’s „Etude for an Emergency. Composition for ten bodies and a car“. Ich kann es kaum glauben, als Annette Paulmann nackt vor der Bühne erzählt heute sei der letzte Abend, die Vorstellungen bis zum 19. April ausgesetzt. Es sei komisch, dass ihr Auftraggeber das Publikum vor zu viel Nacktheit warnt. Geht mehr Nacktheit als ein Körper, gebadet in Kunstblut, der nur mit Trekkingschuhen und Sportgürtel auf der Bühne auftaucht? Eigentlich nicht.
Moment, ist das hier unzusammenhängendes Geplauder oder hat diese Etude, diese Übung eines Notfalls schon längst begonnen? Bereiten uns die Blicke der Sphinx-Performerinnen zu einer noch unklaren, aber dringenden Transgression? So wie Valie Export uns eine Aktionshose anbot, gegen die Genitalpanik? Diese Hintern sind Waffen, und dieser Abend ist exemplarisch für ihre choreographische Genialität: Jedes Element verweist auf ein tiefgreifendes Verständnis von Formen und Methoden der Darstellenden Künste, und bricht zugleich damit, um Ungewöhnliches, Überraschendes zu schaffen. „Übung für einen Notfall“ wirkt wie eine metaphorische Beschreibung für den weltweiten Ausnahmezustand durch den Virus, und konfrontiert uns mit der allgemeinen Frage, wie Körper auf der Bühne und im Film inszeniert und codiert werden.
Zwei Stuntfrauen, zwei Opernsängerinnen, fünf Performerinnen und eine Fotografin konfrontieren die letzten lucky asses, die das Theater besuchen können, mit einem streng koordinierten Alptraum, einer Sublimierung aller Fantasien gesellschaftlichen Horrors. In ihrer unzerstörbaren Konzentration verkörpern sie in Holzingers musikalischer Studie die potenzielle Befreiung aus den Gewalt- und Disziplinierungsmechanismen in der Tradition weiblicher und männlicher Rollen, im Theater und der Popkultur. In der Komposition ist Wiederholung Mittel von Ekstase und zugleich Reflektor der immer noch morbiden Fixierungen des weiblichen Körpers im männlichen codierten, allgemeinen Blick. Dazu kommt eine wahnsinnige Playlist von Opernklassikern und düsteren Techno-Tracks. Detailverliebte Fotos dieser fantastischen Apotheose der Gegenwart können online gekauft werden und somit bei der Renaturierung eines Bauernhofes in der Steiermark beitragen. Pro bestelltem Photo ein Baum einer ausgestorbenen Obstsorte.
„The End.“ (3)
Sowohl Holzinger als auch Pollesch verweisen in ihren Stücken auf den Umgang mit Widerständen. Das hier ist das Ende. Fertig. Ach ja? Das kommt immer und immer wieder, bis es den Schauspieler*innen auf der Bühne beliebt zu gehen. Bezieht sich René Pollesch in „Passing – It’s so easy, was schwer zu machen ist“ in der letzten Spielsaison von Matthias Lilienthal in München auf die gruseligste Mise-on-Scene des Musicals “The Sound of Music”? Es geht hier ja um ‘Passing’, das Vergehen oder der Akt des Vorbeigehens, und nicht um ‘Pasing’, der Vorort Münchens, und dennoch stolpern die Sätze immer wieder über die Grenze dieser Stadt.
Holzingers Etüde versteht sich nicht als Übungsstück für ein Soloinstrument, sondern als Stunt-Oper. Pollesch bedient sich an Western-Klischées um die abstrakte, komplexe Idee des „Common-Sense“ konkret und körperlich zu machen. Im Fall von „Passing“ ist er mal wieder in ein sehr konkretes Bühnenbild übersetzt, eine riesige mechanische Spinne als Mutter, Nest oder Lamborghini-ähnliches Monster. Der Umgang mit dem Widerstand. Was heißt das? Das Tragische komisch machen. Dafür ist das Theater von Pollesch da. Deshalb holt Pollesch Holzinger nach Berlin in die Volksbühne, sobald seine Zeit dort als Intendant anfängt. Für einen Metadiskurs des Politischen aus Fragmenten der Kulturgeschichte des Westens, Aphorismen aus der sozialkritischen Theorie, eine Koketterie mit Postmoderne und Alltag. Der Spielplan der Kammerspiele annonciert das Stück so:
„(...)Das Wichtigste passiert immer nebenan. Dabei müssen die nicht mal neben einem Theater wohnen. Das, was sie Bock hätten zu sagen, das, was wirklich mit ihnen zu tun hat, passiert mit einem ganz anderen Text, und nicht mit irgendeinem eigenen. Das ist eben nicht auf direktem Weg zu haben, das, was man gerne sagen will. Direkt, was soll das auch sein? Nein, ich will meine eigenen Geschichten nicht hören, ich will sie auch nicht erzählen. Ich weiß ja von Anfang an, ich bin eher der Text, der nichts mit mir zu tun hat.“
Pollesch bleibt ein emanzipatorisches Darling derer, die es sich leisten, Empörung in suggestiver Form zu genießen. Die rhetorischen Geschenke, die „Passing“ dem Publikum macht, bleiben vom vorpolitischen Raum noch viel zu weit entfernt, weil in der Kombination zu abstrakt. ‘Passing’ beharrt dennoch auf einer Öffnung, die Lilienthal in München nicht gegönnt wurde; dafür wünschten sich zu viele das Einsperren des Theaters als traditionsorientierten Raum, und nicht als Spiegelbild einer besseren, fairen, diversen, von Inklusion getriebenen Stadt.
„It was a moment in which the public sphere was worth its name.“ (4)
Frisch wieder verliebt in diese Stadt, schwinge ich die Glastür der Villa Stuck auf, und begegne dem schockierten Blick von Martin de Mattia, als ich unbewusst nach seiner Hand zur Begrüßung greife. Oops! Ich weiß, ich bin Teil des Problems. Michael Buhrs bleibt freundlich und polite als Direktor der Hauses, erzählt von den Unsicherheiten um die kommende Ausstellung “Die demokratische Schnecke”, die Heike Geißler und Anna Lena von Helldorff für die Institution konzipieren sollen, und damit auch der Unsicherheit, ob unsere geplante gemeinsame Veranstaltung darin statt finden kann. “Die demokratische Schnecke”: Ich liebte sofort die Idee der Kurator*innen, die “Sweet Brown Snail”, dieses vergessene, hässliche Stück ‚Public Art‘ am Bavariapark, das vor Jahren Jason Rhoades in Zusammenarbeit mit Paul McCarthy der Stadt schenkten, als Ausgangspunkt für ihre Zusammenarbeit mit Anne Marr auszuwählen. Inzwischen ist die Eröffnung bis zum unabsehbaren Ende der Quarantäne verschoben worden.
Mit der monumentalen Reproduktion der Schnecke im Kopf, stehe ich also vor zwei Wochen in der Villa Stuck vor einer Kette gefüllter Entenküken, einer anderen aus dem gesammelten Müll von sechs Monaten und eine „Perle mit Furz“. Alles an der Kante des Tragbaren. Lisa Walker wird hier als „zeitgenössische Archäologin“ präsentiert, was eigentlich sinnvoll erscheint, zwischen gigantischen Tränen Pastellfarbe, die an den Wänden Archaisches ausgraben, zum Beispiel einen uralten Laptop von Apple, in Grünplastik, total aufgeblasen. Schmuckteile wirken so beliebig, und erinnern so stark an alle, die bei Otto Künzli in der Akademie der Künste studierten. Die Auswahl der Dinge, mit denen Walker alles fabriziert, ist heute definitiv nicht außergewöhnlich. Kupfer, Perlen, LEGO, Handys und Schneebesen bestimmen die Dimensionen dieser Schmuckstücke sowie die Gespräche.
Christina und Daniel Mayer verglichen diese zum Beispiel mit den Silverringen von Joshua Rappel, mit dem sie eine Serie von Schaufensterausstellungen im Plattenladen „Best Records“ gegenüber dem Museum Brandhorst eröffneten. Die Grafikdesignerin und der Modefotograf haben zusammen mit ihren Kunst studierenden Kindern die Online Plattform „Caldo Worldwide“ gegründet. Der Empfang mit den Künstler*innen fand auf der Straße statt.
* * *
All dies bringt mich zurück zum Anfang des Jahres, zum Symposium “Public Art – City. Politics: Memory” im Literaturhaus. Die Diskussion kam erst richtig mit einem offenen Brief an das Kulturreferat München in Gang, in dem ihm vorgeworfen wurde, institutionellen Rassismus im Kulturbetrieb zu ignorieren. Der Rest des Symposiums blieb leider brav, fern vom eigentlichen Kern der Ausstellung „Tell me about yesterday tomorrow“ im als Mitveranstalter fungierenden NS-Dokumentationszentrum, maßgeschneidert in der protektorischen Absicht, keine Kritik am Status Quo zuzulassen.
„Ganz streng ausgedrückt:
Es regt sich der Verdacht, dass die Initiator*innen des Symposiums den eigenen blinden Fleck (…) in Form eines kosmopolitisch besetzten Symposiums als Best-Practice-Modell vermarkten und damit in einen Wettbewerb der Kulturhauptstädte einzutreten gedenken.
Wir wünschen uns, dass sich die von der Stadt München betriebene Kulturpolitik aus den eigenen Routinen hinauswagt und in eine öffentliche Debatte begibt. Es muss ein umgreifender Prozess einsetzen, der die Strukturen des institutionellen Rassismus erkennt und zu behebt – auf nachvollziehbare und überprüfbare Weise.
In einem Satz:
Wir fordern eine Kulturpolitik, die der post-migrantischen, postkolonialen und queeren Gesellschaft Rechnung trägt!"
Krass. Man könnte darüber streiten, wie produktiv es ist, Mitstreiter*innen öffentlich zu kritisieren, ohne einen konkreten Gegenvorschlag zu machen. Vor allem wenn man weiß, dass in dieser Stadt alle Kolleg*innen sind. Warum wird dieser heftige Vorwurf gegen Bekannte anonymisiert? Wenn es darum geht, zu vermitteln, dass es zu Politik, Erinnerungskultur und Stadtplanung lokal viel zu sagen gibt, und das vor allem sehr viele nötig haben? I hate gossips, wie man sieht, und in derselben Brühe zu kochen bringt keinem was. Der Brief trägt trotzdem viel Wahres in sich, vor allem wenn sich aus dem Publikum ernsthaft Gäste melden und sich wundern, wo eigentlich das Problem liegt, wenn auf dem Programm doch viele ausländische Namen gelistet sind? Sorry, liebe Münchner*innen, aber das ist wirklich am Rande des Rassismus, Kern des Konfliktes hier, der sogenannte blinde Fleck.
„Was bedeutet Kunst für eine Stadtgesellschaft im Jahr 2020? Wo steht München? Und wo wollen wir hin?“ Nicht gut, und doch gut gemeint, eine Versammlung zu diesen Fragen zu organisieren, auf der dann aber das Kulturreferat keinen Effort macht, sich selbstkritisch zu zeigen. Die Aktivist*innen Gruppe Peng! Kollektiv dagegen luden anstelle ihrer PowerPoint-Präsentation Julia Mimbang von ZuBa (Zusammen Bayern), Clara Laila Abid Alstar vom Museum Lenbachhaus, Absolventin Leslie Pikazo von der ‚Polizeiklasse‘ an der Kunstakademie, Juliette Bethancourt vom Migrationsbeirat der Stadt München und Joshua Neumann von Die Vielen e.V. ein.
Peng! räumten ihren Platz um den Dear-All-Brief zu diskutieren, Ronny Sommer moderierte. Doch wie befangen sind wir alle, die wir nicht aus Täter- oder Opfer-Rollen kommen, selbst wenn wir uns der Rechte der Anderen bewusst sind? Und diejenigen, die sich täglich vergeblich abmühen, strukturelle Diskriminierung in der Kulturlandschaft und in der Gesellschaft in neuen Formen zu thematisieren? Es gibt doch unzählige Möglichkeiten aus diesem Teufelskreis herauszukommen, statt eines siebenköpfigen Panels mit üblichen Verdächtigen und einem allgemein gehaltenen und in die falsche Richtung geschossenen Appell an Gerechtigkeit.
Doch dem sehr chaotischen Panel folgte eine Falle für alle, und doch die allernötigste Intervention: eine sanfte, respektvolle, einfühlsame Diskussion voll strukturellem Feminismus, moderiert von Joanna Warsza, Kuratorin von Public Art Munich 2018, die schließlich die entscheidende Frage der Organisator*innen einging: Wie sollen die Institutionen auf Diskriminierung aktiv reagieren? Die Frage wurde nicht unbedingt von den Zuständigen beantwortet, war aber dennoch endlich auf der Bühne zur unentgehbaren Tatsache geworden: Nicht durch Unterdrückung der Behauptungen, sondern - wie die Organisator*innen - durch Aufzeigen der eigenen Verwundbarkeit.